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Kreuzlingen
28.09.2022
06.10.2022 16:59 Uhr

Keine Energie verschwenden im Unternehmen

Das Gewerbe diskutierte zum Thema knappe Energie. Bild: Manuela Olgiati
Am Gewerbeanlass, zu dem das Gewerbe Kreuzlingen eingeladen hatte, nahmen über 100 Mitglieder von den drei Gewerbevereinen Kreuzlingen, Tägerwilen und Ermatingen teil. Thema des Anlasses: «Droht uns wirklich eine Energieknappheit».

Auch wenn schon mehrmals darauf hingewiesen wurde, dass die Strom- und Gasversorgung in der Schweiz zurzeit gesichert sei, so wurde doch rasch klar, dass dies für die kommenden Monate keineswegs der Fall sein würde. Sondern, dass kurzfristig nur Sparen eine drohende Energiemangellage mildern und dass nur der möglichst schnelle Ausstieg aus fossilen Brennstoffen die Abhängigkeit vom Ausland reduzieren sowie den Klimaschutz stärken kann.

Am Gewerbeanlass, zu dem Andreas Haueter, der Präsident des Gewerbe Kreuzlingen in der Halle der Energie Kreuzlingen begrüsste, wiesen die Referenten auf eine mögliche Strommangellage hin. Es droht eine Mangellage für Gas und Strom. Der Grund ist nicht nur der Krieg in der Ukraine und die Macht des Diktators aus Moskau am Gashahn von Europa. Es spielen auch weitere Faktoren wie voraussichtlich halbleere Stauseen im Herbst oder die vielen Revisionen an französischen Kernkraftwerken eine Rolle.

Von den Engpässen sind alle betroffen

Sollte es tatsächlich zu einem Engpass kommen, wird uns das alle betreffen. Denn Gas wird nicht nur in Privathaushalten gebraucht, sondern auch in der Industrie, zur Herstellung von vielen Produkten, und im Dienstleistungsbereich. Und ohne Strom geht in unserer Gesellschaft nichts mehr. Guido Gross, Direktor der Energie Kreuzlingen sieht, je nach Schwere der Mangellage, verschiedene Eskalationsstufen vor: im schlimmsten Fall kann es sogar zur Abschaltung von Anlagen kommen. 

Die Energie-Mangellage betrifft die Menschen nicht unvorbereitet. Unternehmen können den Energieverbrauch senken und die Speicher füllen. Jede und jeder Einzelne kann mit einem reduzierten Energiekonsum das Risiko eines Engpasses minimieren. Ein Mittel ist den Stromverbrauch senken und die Energieefizienz steigern. 

Martin Simioni, der CEO der EKT Thurgau erklärte: "Fossile Energieträger sind durch erneuerbare Energie zu ersetzen. Doch dies ist eine Generationenaufgabe." Mache es niemand, "ersticken wir alle". Mit diesen Worten fasste Simioni die prekäre Lage zusammen. Der CEO nennt Zahlen. Simioni sagte: "Strom ist in den vergangenen Monaten um den Faktor 20 teurer geworden." Simioni schiebt den schwarzen Peter der Politik zu, die es versäumt habe, aktiv zu agieren. Um nur einige Punkte zu nennen: Die Windkraft sie blockiert durch ein Verbandsbeschwerderecht, Fotovoltaik zeige zu wenig Freiflächen, ein Stromabkommen mit den Lieferanten im Ausland sei gescheitert. Simioni sagte: "Das Parlament hat versagt." Als Konsequenz müsse die Bevölkerung mit Einschränkungen, Kontingentierung und schlimmstenfalls sogar zyklischen Abschaltungen von Stromlieferungen leben.

Austausch mit den Stadtwerken Konstanz

Guido Gross, der Direktor Energie Kreuzlingen erklärte die Unterschiede zum Strom- und Gasnetz. Goss sagte: "Unsere Aufgabe als Netzbetreiber ist, den Fokus auf die Sicherheit der Gasversorgung zu setzen." Es brauche einen engen Austausch mit den Stadtwerken Konstanz. Sollte es tatsächlich zu einem Engpass kommen, wird uns das alle betreffen. Denn Gas wird nicht nur in Privathaushalten gebraucht, sondern auch in der Industrie, zur Herstellung von vielen Produkten, und im Dienstleistungsbereich. Und ohne Strom geht in unserer Gesellschaft nichts mehr. Gross sieht, je nach Schwere der Mangellage, verschiedene Eskalationsstufen vor: im schlimmsten Fall kann es sogar zur Abschaltung von Anlagen kommen. 

Energie Kreuzlingen will Kundinnen und Kunden laufend über die aktuelle Situation informieren. Auch zum Energiesparen sensibilisieren. 

Mehr Information: www.energiekreuzlingen.ch/services/energie-ist-knapp

 

 

«Wir können uns alle auf eine Energieknappheit vorbereiten.»
Guido Gross, Direktor Energie Kreuzlingen

Im Inputreferat von Martin Simioni, CEO der EKT für Gewerbetreibende erklärt der CEO die aktuelle Situation:

Erst kürzlich hat der Bundesrat aufgerufen, im Hinblick auf den kommenden Winter Strom zu sparen. Ein Szenario, das bis vor kurzem undenkbar schien. Die Politik, die Wirtschaft, die Bevölkerung, aber auch die Energiebranche haben die sichere und günstige Versorgung mit Strom lange, vielleicht zu lange, als selbstverständlich erachtet. Unternehmerin und Unternehmer sind von höheren Energiepreisen und der Energiekrise ganz direkt betroffen.

Entwicklung der Strompreise

Für Unternehmen ist kurzzeitig die extreme Entwicklung der Strompreise kritisch. Für die privaten Endverbraucher in der Grundversorgung schlägt sich dies erst mit Verzögerung über die Tarife der Verteilnetzbetreiber nieder. Die Energiepreise haben sich seit Oktober 2020 ungefähr verzehnfacht. Zuerst ist dies aus den Preisen aus der Vergangenheit ersichtlich, die am Spot-Markt gehandelt wurden. In der nachfolgenden Grafik sind die durchschnittlichen Spot-Preise pro Monat seit 2010 abgebildet.

Will sich ein Unternehmen am Markt mit einem mehrjährigen Energieliefervertrag absichern, so sind nicht die Spot-Preise, sondern die Preise am sogenannten Terminmarkt massgeblich. Der Terminmarktpreis «Cal24» stellt beispielsweise dar, welcher Preis heute an der Börse für eine Megawattstunde zu zahlen ist, die im Jahr 2024 geliefert wird.

Ursachen

Für die Entwicklung der Energiepreise sind verschiedene Ursachen verantwortlich. Erstens der Ausfall der russischen Gaslieferungen nach Europa. Russisches Gas wird vor allem in Deutschland verwendet, um im Winter zu Spitzenlastzeiten Strom zu produzieren. In Frankreich sind aktuell 30 von 56 Kernkraftwerken nicht verfügbar. Da die Schweiz im Winter von Stromimporten vor allem aus Deutschland und Frankreich abhängig ist, werden diese Strompreise ebenfalls importiert. Und weil die Verhandlungen zum Rahmenabkommen mit der EU abgebrochen wurden, fehlt aktuell ein Stromab-kommen mit der EU. Dadurch werden die Importkapazitäten aus der EU voraussichtlich ab 2025 mit der Umsetzung der europäischen Strombinnenmarktverordnung1 weiter reduziert.

Im Inland schlägt sich der wegen des trockenen Sommers unterdurchschnittliche Füllstand der Speicherseen und Flüsse in den Preiserwartungen nieder. Schliesslich ist die Nachfrage im Winter stark vom Wetter abhängig. Die weitere Strompreisentwicklung ist also von vielen externen Faktoren abhängig.

Prognosen sind nicht möglich

Eine Prognose über den weiteren Verlauf ist nicht möglich. Wie steht es um die Energiestrategie 2050? Die Energiestrategie 2050 hat gefordert, dass die Erneuerbaren stark ausgebaut, Gaskraftwerke für die Deckung der Winterlücke gebaut und für den Rest Importe abgesichert werden müssen. Bei den Erneuerbaren wurde ausschliesslich Photovoltaik gebaut.

Alle übrigen Projekte wurden durch Verbandsbeschwerden, Einsprachen und lange Bewilligungsverfahren blockiert oder wegen ungünstiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen nicht realisiert. Gaskraftwerke wurden keine gebaut. Die Sicherung der Importe wurde durch den Abbruch der Verhandlungen zum Rahmenabkommen mit der EU praktisch verunmöglicht. Nicht die Energiestrategie ist deshalb gescheitert, sondern sie wurde nicht konsequent genug umgesetzt.

 

OSTRAL: Information für Grossverbraucher

Das Risiko, dass eine Strommangellage eintritt, ist gross, das Schadenspotential für die Schweiz ebenso. Ostral (Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen) hat Massnahmen vorbereitet, die beim Eintreten einer Strommangellage aktiviert werden. Eine Massnahme ist die Kontingentierung der Strommenge aller Grossverbraucher mit einem Jahresverbrauch von mehr als 100'000 kWh. Alle Informationen dazu finden Sie auf der OSTRAL-Website: www.ostral.ch im Bereich "Informationen für Grossverbraucher".

Redaktion K24