Die zahlreichen Erfolge auf dem Spielfeld des HSC Kreuzlingen verlangen der Vereinsführung insbesondere auch im administrativen Bereich – also quasi hinter den Kulissen – vieles ab, wie sich anlässlich der ordentlichen Generalversammlung im Kultur- und Sportzentrum Dreispitz eindrücklich zeigte. So wurden die beiden in der höchsten Schweizer Spielklasse angesiedelten Leistungsteams (Männer QHL und Frauen SPL1) neu von der eigens gegründeten HSC Kreuzlingen GmbH bewirtschaftet. Damit will man die finanziellen Risiken für den Verein minimieren. Im Verein werden nun primär die strategischen Entscheide gefällt, während die GmbH für den operativen Bereich und die Finanzierung der beiden NLA-Teams zuständig ist. Laut Clubpräsident Patrick Müller beläuft sich das Jahresbudget inzwischen auf rund 1,2 Millionen Franken. Dazu wurde in den Büroräumlichkeiten der Bodan AG, Druckerei & Verlag, an der Zelgstrasse 1 in Kreuzlingen eine Geschäftsstelle eingerichtet, der Finanzbereich neu organisiert und strukturiert, sowie eine Teilzeitstelle im Bereich Marketing geschaffen, für die mit Andreas Schreiber eine bestens vernetzte Person gefunden werden konnte. «Erfreulicherweise dürfen wir uns auf langjährige und zuverlässige Sponsoren verlassen, ohne die wir diesen sportlichen Höhenflug nicht hätten stemmen können», betont Müller ausdrücklich.
Auf Augenhöhe mit Zürich
Tatsächlich ist der sportliche Erfolg des inzwischen auf rund 400 Mitglieder angewachsenen HSCK bemerkenswert. In der letzten Saison spielte man sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen in der höchsten nationalen Liga, der Quickline Handball League (QHL) und der Spar Premium League 1 (SPL1). Eine solche exklusive Visitenkarte hat sonst nur der mit ganz anderen finanziellen Mitteln ausgestattete Grossclub GC Amicitia Zürich vorzuweisen.
Die Männer von Cheftrainer Heiko Grimm schafften in ihrer ersten Saison auf höchstem Level im Playout gegen den favorisierten Traditionsclub RTV 1879 Basel auf dramatische Weise den Klassenerhalt – notabene auswärts in der zweiten Verlängerung der alles entscheidenden fünften Partie vor 1200 Zuschauern. Und die Frauen unter der langjährigen Cheftrainerin Kristina Ertl-Hug waren mit Platz 3 in der Qualifikation so gut klassiert wie noch gar nie, ehe sie in der Finalrunde das Verletzungspech etwas einbremste und man sich schliesslich mit Platz 6 begnügen musste. Dazu schafften das Herren 2 auf souveräne Art und Weise den Aufstieg in die dritthöchste Spielklasse (1. Liga) und das Herren 3 gleich auch noch die Promotion in die 2. Liga. Aber auch die Nachwuchsarbeit entwickelt sich sehr positiv. Mit Emma Heer und Lena Stoll (beide Jg. 2008) haben zwei Kreuzlingerinnen den Sprung ins Kader der Schweizer U16-Nationalmannschaft geschafft. «Auf diese vielen sportlichen Erfolge dürfen wir sehr stolz sein,» betont der Clubpräsident. Dieser sei das Produkt der Arbeit ganz vieler HSCK’ler – auf, aber auch ganz besonders neben dem Platz.
Grosse finanzielle Herausforderung
Im Hinblick auf das aktuelle Vereinsjahr 2023/24 macht Patrick Müller insbesondere die unverhältnismässige Erhöhung der obligatorischen UVG-Prämie per 1. Januar 2024 viel Bauchweh. Diese treffe alle Clubs, die Spitzensport betreiben und Sportler auf ihrer Lohnliste haben, also auch den HSC Kreuzlingen. Die Prämie soll aufgrund des erhöhten Verletzungsrisikos erheblich erhöht werden. «Bei uns von 8 auf neu 31 Prozent, was Mehrkosten von rund 150'000 Franken pro Jahr verursacht», rechnet Müller vor und betont, dass dies eine riesige finanzielle Herausforderung und schwierig zu stemmen sei. «Andere Handballclubs mit höheren Lohnsummen wird es noch härter treffen», weiss der HSCK-Präsident und erhofft sich dabei auch Unterstützung aus der Politik.
Insgesamt schloss die Jahresrechnung 2022/23 des HSC Kreuzlingen mit einem niedrigen vierstelligen Verlust ab, was von der Generalversammlung einstimmig gutgeheissen wurde.
Vorstand bis 2027 bestätigt
Nachdem sich bis auf eine Ausnahme (Marco Kappenthuler, Leiter Abteilung männliche Jugend) der gesamte Vorstand für eine weitere Amtsperiode von vier Jahren (2023-2027) weiter zur Verfügung stellt, wurde auch Präsident Patrick Müller mit lang anhaltendem Applaus in seinem Amt bestätigt. Er nimmt bereits seine Präsidialjahre 17 bis 20 in Angriff. Der Vorstand des HSC Kreuzlingen setzt sich somit für die nächsten vier Jahre wie folgt zusammen: Präsident Patrick Müller, Vizepräsident Stephan Wicki, Natascha Corradini (Leiterin Geschäftsstelle), Heim Grimm (sportlicher Gesamtleiter), Markus Rutishauser (Leiter Presse und Kommunikation), Joeri Deriks (Leiter Abteilung Animation und Jugend), Jonas Göhringer (Leiter Abteilung Halle und Spielbetrieb) und Alexander Mierzwa (Beisitzer und Vertreter Businessclub).
Zwei neue Ehrenmitglieder
Der Vereinspräsident schlug der Versammlung den langjährigen Hauptsponsor Wilhelm Bovens zur Wahl als siebtes Ehrenmitglieder in der über 50-jährigen Clubgeschichte vor. Mit seinem grosszügigen Engagement sei der ehemalige Handballer und heutige Inhaber der Lüber GmbH, die als globaler Ausrüster in der Kernmacherei sehr erfolgreich tätig ist, ein Wegbereiter für das Kreuzlinger Handballmärchen der vergangenen zehn Jahre gewesen. «Ohne seine Unterstützung wären wir nicht da, wo wir heute stehen», betont Patrick Müller. Auf Vorschlag von Vizepräsident Stephan Wicki wurde gleich auch noch dem amtierenden Präsidenten die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Aus den Händen des ehemaligen Präsidenten und Ehrenmitglieds Adrian Rüedi erhielten die beiden Geehrten jeweils ein exklusives Bild, das die Stadt Kreuzlingen vor 100 Jahren abbildet.
Viele Herausforderungen
Anlässlich der Generalversammlung richtete Präsident Patrick Müller ebenso einen Blick in die Zukunft. Sportlich werde man versuchen, mit allen Teams zumindest die Klasse zu halten. Insbesondere bei den QHL-Männern ist dies erneut eine grosse Herausforderung, da man im Vergleich mit der Konkurrenz in finanzieller Hinsicht weiterhin deutlich kleinere Brötchen backen müsse. Zeitnah werde der Vorstand ein Strategieseminar bezüglich der längerfristigen Ausrichtung des Clubs durchführen. Ebenso wichtige Themen sind eine mögliche Umwandlung der bestehenden HSC Kreuzlingen GmbH in eine Aktiengesellschaft und die angedachte Zusammenarbeit mit anderen Thurgauer Handballclubs. Gefordert ist der HSCK auch bezüglich der Infrastruktur. Zusammen mit der Schulgemeinde muss der Hallenboden im Egelsee den Anforderungen des nationalen Verbandes für die höchste Spielklasse (QHL) angepasst werden. Dazu zählt ebenso die Instellation einer mobilen 40 Meter langen LED-Werbebande. Im Verlaufe der nächsten Wochen und Monate werden zudem weitere Teilbereiche der Egelseehalle einer umfangreichen Modernisierung unterzogen.