Die Erleichterung war den Kreuzlingerinnen des HSC nach dem Schlusspfiff anzusehen. Trotz der guten Vorbereitung mit dem Sieg beim internationalen Vorbereitungsturnier in Allensbach (De) wussten sie vor dem Gastspiel beim Playoff-Halbfinalisten der letzten Saison und Europacup-Teilnehmer Herzogenbuchsee noch nicht so richtig, wo sie wirklich stehen. 60 Minuten später hatte das Team um Cheftrainerin Kristina Ertl-Hug eine erste Antwort geliefert. Selbst in einer Partie, in der noch nicht alles rund lief und man vor allem vom Penaltypunkt sündigte, konnte man sich gegen einen wie immer kämpferischen und heimstarken Widersacher schlussendlich verdient durchsetzen und gleich die ersten beiden Punkte verbuchen. Die Kreuzlinger Cheftrainerin zeigte sich vor allem mit der Leistung in der zweiten Halbzeit zufrieden, sieht allerdings immer noch viel Luft nach oben. «Wichtig ist aber in erster Linie, dass wir unsere erste schwierige Prüfung bestanden haben und auf dieser Leistung aufbauen können», umschreibt Ertl-Hug ihre Gefühlslage.
Verkorkste erste Halbzeit
Die ersten 30 Minuten waren definitiv nicht hochstehend und auf beiden Seiten von vielen Fehlern geprägt. Wie schon so oft gesehen bei Start in eine neue Saison. Eigentlich war der HSC Kreuzlingen bereits vor der Pause das bessere Team. Doch mit unnötigen Strafen (gleich drei in der ersten Viertelstunde) und insgesamt vier verschossenen Penalties machten sich die Thurgauerinnen das Leben selbst schwer. Dazu gelang es der Abwehr nicht, die Mitte zuzumachen. Viele Gegentreffer kassierten sie von dieser Position, wobei bei Herzogenbuchsee vor allem der Neuzugang Ilenia Zimmerli mit ihren wuchtigen Abschlüssen auffiel. Aus HSCK-Sicht war es ein Auf und Ab: Zuerst 4:2 geführt, dann 6:9 hinten, zum 9:9 ausgeglichen, dann wieder 10:13 zurück. Kämpferisch passte es aber bei Annika Blanke und ihre Teamkolleginnen.
Packende Schlussphase
Die Überzahl zu Beginn der zweiten Halbzeit nützten das Team vom Bodensee, um die Führung mit vier Treffern in Serie vom 12:14 zum 16:14 wieder an sich zu reissen. Die Abwehr hatte jetzt mehr Zugriff auf die abschlussstarken Bernerinnen. Abschütteln liess sich Herzogenbuchsee allerdings nicht. Mit einer Torserie vom 19:22 zum 22:22 läutete der HVH spannende zehn Schlussminuten ein. Kristina Ertl-Hug nahm darauf ihr Team-Time-out und offenbarte ihren Spielerinnnen unmissverständlich: «So reicht das nicht!» Offenbar stiessen ihre Worte auf offene Ohren. Annika Blanke zeigte sich nun vom Penaltypunkt zweimal treffsicher und Pashke Marku traf sieben Minuten vor Schluss zum 22:25. Nun nahm HVH-Trainer Andjelko Milosevic sein letztes Time-out und liess sein Team in der Folge mit einer 7. Feldspielerin anstelle der Torfrau angreifen. Nachdem Zimmerli mit ihrem achten Treffer noch auf 23:25 verkürzen konnte, nutzte Kreuzlingen in der Folge aber Ungenauigkeiten im gegnerischen Angriffsspiel resolut aus und erhöhte bis zur 57. Minute auf 23:28. Damit war die Entscheidung gefallen. Den Abschluss machte wiederum Blanke nach einem Pass von Marku mit einem spektakulären «Fliegertor» via Lattenunterkante zum 25:29-Endstand.
Positiver Einstand
Insgesamt war es eine deutliche Steigerung der gesamten Mannschaft in der zweiten Halbzeit, die den erfolgreichen Saisonstart möglich machte. Hervorzuheben gilt es den erfolgreichen Einstand der beiden erst 20-jährigen Deutschen Lea Flohr (6 Tore) und Luisa Bauder (5 Tore) im Kreuzlinger Rückraum. Bauder wurde später als beste HSCK-Spielerin ausgezeichnet. Ebenfalls bereits in Schusslaune präsentierten sich Annika Blanke mit sechs, Pahske Marku mit fünf und die österreichische A-Nationalspielerin Marlena Kampelmühler am Kreis mit vier Treffern und mehreren herausgeholten Penalties.
Zwei Heimspiele folgen
Nach dem erfreulichen Start in Herzogenbuchsee folgen für die Kreuzlingerinnen nun zwei Heimspiele. Am nächsten Samstag, 9. September, 18.00 Uhr, empfangen sie in der Egelseehalle den amtierenden Vizemeister Spono Eagles Nottwil. Gegen die ambitionierten Luzernerinnen wird die Aufgabe noch einmal anspruchsvoller. Mit Spielmacherin Nuria Bucher, Linksaussen Mia Emmenegger, Torfrau Claire Hartz, Rechtsaussen Carmen Jund und Kreisläuferin Nora Snedkerud haben die Adlerinnen gleich fünf Schweizer A-Nationalspielerinnen in ihrem hochkarätigen Kader.
Wohl nicht viel einfacher wird die zweite Heimaufgabe des HSCK am Sonntag, 17. September um 15 Uhr gegen den LK Zug. Die Innerschweizerinnen wollen nach der enttäuschenden letzten Saison mit aller Kraft zurück unter die Top 4 des Schweizer Frauenhandballs.