Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Magazin
27.12.2023
28.12.2023 09:54 Uhr

Raunächte und ihre Geschichten

An Raunächten wird oft ein Feuer angezündet. (Symbolbild) Bild: Pixabay
Für die Nächte zwischen den Jahren existieren in vielen Kulturen Bräuche. Je nach Region unterscheidet sich die Anzahl der Raunächte zwischen drei und zwölf Nächten.

Die Raunächte, auch Rauhnächte, Glöckelnächte, Innernächte oder Unternächte genannt, gelten als magische Zeit und faszinieren die Menschen seit Zeiten vor Christi Geburt mit ihrem mystischen Ursprung. Abhängig von der Region starten sie am 21. oder 25. Dezember und dauern zwölf Nächte. 

Bedeutung der Raunächte

Der Mystifizierung der Raunächte ist vielschichtig und reicht tief in die Geschichte zurück: Einige Deutungen verweisen auf die germanischen Winter- und Lichtfeste, andere auf keltische und slawische Einflüsse. Im Kern haben alle Ursprünge gemein, dass man glaubte, in dieser Zeit seien die Grenze zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Welt besonders dünn. Deshalb könnten die Geister der Verstorbenen, Ahnen und Naturgeister frei umherwandern und die Menschenwelt beeinflussen – positiv wie negativ. 

Deshalb entwickelten sich verschiedene Bräuche, um Schutz und Segen für das kommende Jahr zu erbitten. Menschen nutzten diese Zeit auch, um sich aufs nächste Jahr vorzubereiten und sich bewusst auf die Herausforderungen und Chancen der Zukunft einzustellen. Verschiedene Rituale sollten Glück, Gesundheit und Erfolg bringen und die Verbindung zu den spirituellen Dimensionen stärken.

In welcher Naturgegebenheit die Raunächte ihren Ursprung haben, lässt sich heute nur schwer ermitteln. Historiker vermuten, dass der Wechsel vom Mond- auf das Sonnenjahr dahinterstecken könnte, der während der Herrschaft von Julius Caesars (100 – 44 v. Chr.)  vollzogen wurde. Aufgrund des Kalenderwechsels verlängerte sich das Jahr um elf Tage und damit zwölf Nächte, die damals auch "tote Tage" genannt wurden – die heutigen Raunächte. Es gibt jedoch auch Überlieferungen, welche die Raunächte als alten heidnischen Brauch definieren, dessen Ursprung in der germanischen Zeitrechnung und den dort eingeschobenen Schaltmonaten von 11 Tagen Länge liegt. 

Bräuche zwischen den Jahren 

In Deutschland, Österreich, der Schweiz, Skandinavien und anderen Teilen Europas gibt es unterschiedliche Traditionen, die sich aus den lokalen kulturellen und historischen Kontexten entwickelt und gehalten haben. Einige Rituale wurden von früher übernommen, einigen wurden mit der Zeit verändert, neue kamen hinzu. Diese fünf Rituale sind noch heute gängiger Bestandteil der Raunächte.

Räucherungen und Reinigung

Der Begriff "Raunächte" leitet sich – in einigen Überlieferungen – von dem Brauch des Räucherns ab. Während der 12 Nächte werden Kräuter, Harze und Hölzer verbrannt, um das Zuhause von negativen Energien zu befreien, sich von Altlasten und bösen Geistern zu lösen und das Haus mit positiver Energie fürs nächste Jahr aufzuladen. So dient das Räuchern bis heute nicht nur der physischen Reinigung, sondern auch der spirituellen Klärung. Dafür wurden spezielle Räuchermischungen verwendet, die je nach regionaler Tradition variierten. Früher verwendete man vor allem Weihrauch, mittlerweile gibt es beliebte Kräutermischungen mit Salbei oder Palo Santo.

Orakel und Zukunftsdeutung

Die Raunächte gelten traditionell als eine Zeit, in der die Zukunft auf besondere Weise gedeutet werden kann. Deshalb sind bis heute Orakel und andere Formen der Wahrsagerei während der Raunächte populär. Man glaubt, dass die Ereignisse und Träume in den Raunächten auf Geschehnisse im neuen Jahr hinweisen. So steht jeder Tag einer Raunacht für einen der Monat im kommenden Jahr. 

In einem alten Ritual sagten die Raunächte das Wetter vorher: In Form einer Bauernregel gab das Wetter der ersten Raunacht Aufschluss über das Wetter im ersten Monat, die zweite Nacht auf den zweiten Monat und so ging es weiter. 

Natürlich wurden auch Karten und Runen zur Zukunft befragt.

Traumdeutungen während der Raunächte

Auch für die Traumdeutung während der Raunächte gilt: Jede Nacht steht für einen Monat des nächsten Jahres. Heute ist es ein beliebter Brauch, nach dem Aufwachen den Traum zu notieren und im Jahresverlauf zu checken, was eingetroffen ist. Ein besonderes Augenmerk soll der Träumer auf Symbole, wiederkehrende Situationen und Emotionen legen.

Die dreizehn Wünsche der Raunächte

Ebenfalls zur Tradition geworden: Am Anfang der Raunächte werden 13 Wünsche auf kleine Zettel geschrieben. Ab der Nacht zum 25. Dezember wird jeden Tag immer ein Zettel in einer Feuerschale verbrannt. So sollen sich höhere Mächte um die Erfüllung der Wünsche kümmern. Der 13. Wunsch, der am Ende übrigbleibt, muss von einem selbst erfüllt werden. 

Insgesamt sind die Raunächte eine Zeit, in der Menschen auf der ganzen Welt durch verschiedene Bräuche und Rituale versuchen, sich auf das kommende Jahr vorzubereiten und spirituelle Erfahrungen zu sammeln. Ob man an die magische Bedeutung dieser Tage glaubt oder nicht, die Raunächte bieten eine Gelegenheit zur Reflexion, Reinigung und Neuausrichtung für das bevorstehende Jahr.

Je nach Region unterscheidet sich die Anzahl der Raunächte zwischen drei und zwölf Nächten. Als die vier wichtigsten Raunächte werden folgende bezeichnet:

  • 21. Dezember (Thomasnacht, die Nacht auf den Thomastag, den kürzesten Tag des Jahres)
  • 25. Dezember/Weihnachtstag
  • Silvesternacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar
  • Dreikönigstag vom 6. Januar

 

Sarah Langer/Redaktion K24