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24.01.2024

Im Januarloch

Wie gross ist Ihr «Januarloch»? Bild: Canva
Momentan fühlen sich viele motivationslos, um Vorstellungen, Veranstaltungen oder das Restaurant zu besuchen. Das liegt am sogenanten «Januarloch». Kolumne von Jens Lampater.

Haben auch Sie das Gefühl, dass gerade eher wenig los ist – auf der Strasse, in den Läden und sogar im ÖV? Und haben auch Sie derzeit eher wenig Lust auf Veranstaltungen, Restaurantbesuche und überhaupt auf Konsum? Dann stecken Sie wohl im sogenannten «Januarloch».
Auch mir geht es ein bisschen so – und dieses Gefühl lässt sich mit nackten Zahlen belegen: Während im Dezember bei uns im Stadttheater nahezu jede Vorstellung voll besetzt war, sind wir in diesen Wochen froh, wenn der Saal mehr als zur Hälfte gefüllt ist. Warum nur?

Gefühls- und Konsumflaute

Wikipedia definiert den vor allem in der Schweiz vorkommenden Begriff «Januarloch» (in Österreich wiederum «Jännerloch») als «im Januar auftretende Periode, in der eine markante Verringerung der allgemeinen Betriebsamkeit und Stimmung auftritt». Und das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache geht weiter und liefert uns eine Begründung: Im Januar hat man weniger Geld zur Verfügung, weil man es im Dezember für Weihnachtsgeschenke und Feiern ausgegeben hat. Gefühlsflaute und Konsumflaute in einem also - nicht gerade schön für Läden, Restaurants und Theater.

Übersättigte Gesellschaft

Wie reagiert man darauf? Aussitzen oder kreativ damit umgehen? Der Markt macht’s natürlich vor: Rabatt-Aktionen und Lifestyle-Trends wie der «Dry January» (= kein Alkoholkonsum) oder auch neu der «Veganuary» (= rein pflanzliche Ernährung) sind eine direkte Reaktion auf die Konsumflaute. Vielleicht ist das Januarloch auch für unsere übersättigte und säkularisierte Gesellschaft das, was in religiös geprägten Gesellschaften die Fastenzeit ist. Statt der bewussten Askese vor dem Osterfest oder während des Ramadan ist es wohl eher eine Reaktion auf den Überdruss, der uns seit November begleitet hat: Von Black Friday über Glühweinstand und Sonntagsverkäufe bis hin zu Weihnachten und Silvester, wo man es krachen lassen darf beziehungsweise muss. Dass man nach so viel Halligalli in ein gewisses Loch fällt, sobald die Weihnachtsbeleuchtung abgebaut ist, scheint nachvollziehbar: Der Alltag hält Einkehr, die Tage werden zwar länger, aber das unendlich langsam.

Auf die Schippe genommen

Wenn Sie in dieser Woche ein effektives und unterhaltsames Gegenmittel zum Januarloch suchen, empfehle ich Ihnen den «Bundesordner», der bei uns im Stadttheater am Mittwoch und Donnerstag zu erleben ist: Ein tolles Ensemble aus Kabarettistinnen, Liedermachern und Wortakrobaten nimmt das zurückliegende Jahr auf die Schippe. Und ja: Wir sind im Gegensatz zu mancher Vorstellung im Dezember noch nicht ausverkauft…

Schaffhausen24 / Kreuzlingen24