«Klar sind wir angesichts des Abstimmungsergebnisses sehr enttäuscht. Wir haben rund 19'000 Genossenschafterinnen und Genossenschafter befragt. 140 Ja-Stimmen fehlen uns nun, um diese Chance in die Tat umzusetzen», sagt Patrik Hugelshofer, Verwaltungsratspräsident der Raiffeisenbank Regio Altnau. Sein Team und dasjenige der Raiffeisenbank Tägerwilen seien bereit gewesen, den Zusammenschluss zur Raiffeisenbank Kreuzlingen zu realisieren.
Die grundsätzliche Idee, die Fachkompetenzen der beiden Genossenschaften zu bündeln, sei denn auch bei den Mitgliedern mehrheitlich gut angekommen, ergänzt Hugelshofer mit Blick auf das Resultat: Während die Genossenschafterinnen und Genossenschafter der Raiffeisenbank Tägerwilen der Fusion mit 77 Prozent zustimmten, lag der Ja-Anteil bei den Mitgliedern der Raiffeisenbank Regio Altnau bei 58 Prozent – und damit unter der erforderlichen statutarischen Zweidrittelmehrheit. Die Raiffeisenbanken Regio Altnau und Tägerwilen bleiben deshalb eigenständig.
Gemeinsames Potenzial bleibt ungenutzt
Auch bei ihm sei die Enttäuschung gross, sagt André Ess, Verwaltungsratspräsident der Raiffeisenbank Tägerwilen. Gleichzeitig betont er: «Beide Banken sind sehr erfolgreich unterwegs und werden nun daran anknüpfen.» Ess spricht dennoch von einer «verpassten Chance»: «Kreuzlingen als wirtschaftliches Zentrum liegt genau zwischen den Geschäftskreisen unserer Banken. Hier hätten wir das Potenzial gemeinsam sicher noch etwas besser nutzen können – gerade angesichts des zunehmenden Wettbewerbs im Bankensektor.»
Beide Banken verfügten aber über die nötige Grösse und die erforderlichen Fachkompetenzen, um auch eigenständig weiterhin erfolgreich unterwegs zu sein. Davon ist auch Dominik Holderegger, Bankleiter der Raiffeisenbank Tägerwilen, überzeugt: «Die Mitarbeitenden haben unsere Fusionspläne unterstützt und mit Vorfreude an den Vorbereitungen mitgewirkt. Auch für sie ist das Resultat eine Enttäuschung. Aber sie alle üben ihren Beruf mit Herzblut aus und werden das auch in Zukunft tun.» Daniel Geiser, Bankleiter der Raiffeisenbank Regio Altnau ergänzt selbstkritisch: «Es ist uns nicht gelungen, unsere Mitglieder von der Vision einer gemeinsamen Bank zu überzeugen. Ein solches Abstimmungsresultat gehört eben auch zu Raiffeisen, wo wichtige Entscheidungen gemeinsam getroffen werden.»
Bedenken einbeziehen
Ausgewertet wurden die Wahlzettel von einer Firma, die auf Urabstimmungen spezialisiert ist. Sie habe sowohl die elektronischen als auch die schriftlich eingereichten Stimmen völlig unabhängig entgegengenommen und unter notarieller Aufsicht ausgewertet, erklärt Patrik Hugelshofer. Die Stimmbeteiligung habe knapp 25 Prozent betragen. Das Abstimmungsresultat werde nun detailliert analysiert. «Uns ist es wichtig, die Bedenken der Mitglieder ernst zu nehmen und sie in die künftige Entwicklung unserer Banken einzubeziehen.»
Alle weiteren Traktanden, die zur Abstimmung standen, seien von den Mitgliedern abgesegnet worden, ergänzt Hugelshofer: Dazu zählten unter anderem die Abnahme der Jahresrechnungen und die Entlastung der Organe. Beide Genossenschaften gehen ihrer Tätigkeit an den bisherigen Standorten Altnau und Bottighofen, beziehungsweise Ermatingen, Hefenhausen, Kreuzlingen, Siegershausen und Tägerwilen wie gewohnt nach. Auch die Verwaltungsräte und Bankleitungen bleiben im Amt. Das Know-how und die Ideen, die man bereits gemeinsam entwickelt habe, «werden nun von beiden Banken separat, aber trotzdem im partnerschaftlichen Sinn, weiterverfolgt», sagt Dominik Holderegger. «Damit können wir unsere Teams im Rahmen der bestehenden Genossenschaften gemeinsam weiterentwickeln, denn das liegt im Interesse der bestehenden und der potenziellen Kundschaft», stellt Daniel Geiser in Aussicht.