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Kreuzlingen
13.06.2024
13.06.2024 16:09 Uhr

«Jobvermittlung läuft meist über persönliche Kontakte»

Mitarbeitende der Sozialen Dienste sind in unterschiedlicher Weise mit der Betreuung von Geflüchteten aus der Ukraine gefordert. Barbara Gnädinger, Silvia Krauss, Monika Esen, Ka-teryna Voropai, Stefan Luginbühl, Iris Lagrange, Mirco Bassetto und Vladyslav Akhmedulin (v.l.) Bild: PD
Gemäss Bund sollen bis Ende Jahr 40 Prozent der Geflüchteten aus der Ukraine im Schweizer Arbeitsmarkt integriert sein. In Kreuzlingen ist die Quote knapp erreicht.

Seit über zwei Jahren dauert der Krieg in der Ukraine bereits an. Ebenso lange werden Geflüchtete in Kreuzlingen unter der Leitung von Iris Lagrange, Koordinatorin bei den Sozialen Diensten, betreut. Aktuell leben 133 Frauen und 80 Männer im Alter zwischen drei Monaten und 87 Jahren in Kreuzlingen.

In den Arbeitsmarkt integrieren

Während in der ersten Phase die Unterbringung von Geflüchteten im Fokus stand, folgt nun die Integration in den Arbeitsmarkt. "Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden, aber sehen noch Potenzial", bringt es Stadtrat Markus Brüllmann auf den Punkt. Der Bund erwarte, dass sich Personen im erwerbsfähigen Alter in den Arbeitsmarkt integrieren, erklärt der Vorsteher des Departements Soziales. "Grundsätzlich entspricht dies der Handlungsmaxime, die Kreuzlingen seit Beginn der Krise verfolgt", betont Mirco Bassetto, Leiter Soziale Dienste.

"Das grösste Hindernis, um im lokalen Arbeitsmarkt Fuss zu fassen, ist die Befristung des Status S", erklärt Iris Lagrange. Trotz guten Ausbildungen und Deutschkenntnissen, gelingen erfolgreiche Arbeitsvermittlungen fast ausschliesslich durch persönliche Kontakte. Sei es durch die Mitarbeitenden der Sozialen Dienste oder eben Privatpersonen. Diesbezüglich hebt sie die Gastfamilien hervor. "Sie unterstützen die ukrainischen Stellensuchenden, indem sie ihre privaten oder beruflichen Netzwerke nutzen, was sich in manchen Fällen als sehr hilfreich erwiesen hat." Einige Personen konnten auch durch Personalagenturen eine Arbeit finden. Generell lässt sich jedoch feststellen: "Jobvermittlung läuft meist über persönliche Kontakte."

 

«Sie können bei der Rückkehr in ihre Heimat die erworbenen Arbeitserfahrungen oder Qualifikationen nutzen.»
Markus Brüllmann, Stadtrat

Die Vorteile einer Anstellung liegen auf der Hand. "Alle Personen mit Schutzstatus S erlangen durch eine Arbeitsanstellung grössere finanzielle Unabhängigkeit und können gleichzeitig ihre Berufskompetenz aufrechterhalten und erweitern. Zudem können sie bei der Rückkehr in ihre Heimat die in der Schweiz erworbenen Arbeitserfahrungen oder Qualifikationen nutzen", erklärt Markus Brüllmann die Vorteile für Arbeitnehmende. In Bezug auf die administrativen Hürden und zeitlichen Unplanbarkeit bleiben die Vorteile für Arbeitgeber im Ungleichgewicht. Insbesondere weil niemand weiss, wie lange der Krieg noch andauert. "Ein Selbstläufer ist die Stellenvermittlung also nicht", betont Brüllmann.

In Kreuzlingen unternehme man grosse Anstrengungen und fördere die Arbeitsmarktintegration von Personen mit Status S intensiv. "Und zwar unabhängig davon, ob die Personen längerfristig in der Schweiz bleiben oder in die Ukraine zurückkehren werden", ergänzt Mirco Bassetto. Personen, die längerfristig in der Schweiz leben wollen, sollen sich jedoch möglichst rasch und nachhaltig integrieren. "Sie müssen sich bemühen, Deutsch zu lernen, einer Arbeit nachzugehen und am sozialen Leben teilzunehmen", fasst es Bassetto zusammen.

zVg