Einsprache wollte Hürden
Mit verschiedenen Ansätzen sei in der abgewiesenen Einsprache versucht worden, dem Projekt mit einem Investitionsvolumen von grob geschätzten 75 Millionen Franken weitere Hürden für die Realisierung in den Weg zu legen, bedauert Pengler. Die Arealentwicklung sei aufgrund der Einsprache um einiges teurer geworden. Und weiter: «Der geforderte Gestaltungsplan oder eine Umweltverträglichkeitsanalyse sind völlig unnötig.» Deshalb hält der Stadtrat weiter mit Bestimmtheit fest: «Aus kommunaler Sicht schliesslich ist festzustellen, dass das Projekt sämtliche Vorschriften einhält und daher mit den üblichen Auflagen und Bedingungen bewilligungsfähig ist.» Die Bestimmungen des neuen Baureglements, auf dem das Projekt fusst und das genau solche Ideen ermöglichen soll, würden eingehalten. Ausserdem seien die zu erwartenden Einwirkungen auf die umliegenden Liegenschaften in der Zentrumszone nicht übermässig. Die Ausnutzung sei zonenkonform geplant. Pengler hofft, dass damit die Umsetzung der Arealüberbauung zügig an die Hand genommen werden kann, sofern die nochmals 30-tägige Rekursfrist nicht genutzt wird. Die Baubewilligung umfasst zusammengefasst den Abbruch der bestehenden Gebäude an der Hafenstrasse 2, den Umbau und die Nutzungsänderung der Gebäude an der Hafenstrasse 4, den Neubau von zwei Wohn- und Geschäftshäusern an der Hauptstrasse 29 und der Hafenstrasse 2, eine Tiefgarage sowie Erdwärmesonden-Bohrungen. Den Projektpartnern schwebt vor, ungefähr in einem Jahr mit den ersten Bauarbeiten zu starten. Der Bezug der ersten Räumlichkeiten könne dann im Jahr 2030 erwartet werden, wenn ab jetzt alles rund läuft.
Wirtschaftliches Potenzial erschliessen
Für André Ess, Verwaltungsratspräsident der Raiffeisenbank Tägerwilen ist der geplante Neubau auf dem Grundstück «Zur Helvetia» an der Hauptstrasse 29 auf zwei Geschossen «die grosse Chance auf der Suche nach mehr Raum für die Geschäftsstelle in Kreuzlingen». Die vorliegende Projektidee entspreche der Wunschvorstellung für den neuen Bankstandort. Die Investition der Bank sei überdies nachhaltig, weil sie zur Entwicklung eines bedeutenden Areals der Stadt Kreuzlingen beitrage, betont Ess. «Wir müssen jetzt zügig realisieren können. Das ist für alle Beteiligten wichtig, um rasch wirtschaftliches Potenzial erschliessen zu können. Bereits die Verzögerung durch die unseres Erachtens haltlose Einsprache hat uns Projektpartner und die Verantwortlichen auf der Stadtverwaltung – also die Steuerzahlenden – viel Geld und Energie gekostet.»
Gute Mischung Wohnen und Gewerbe
Die Genossenschaft Thurgauer Milchproduzenten (TMP) ist Eigentümerin einer bedeutenden Fläche des Entwicklungsareals. «Wir haben ein zentrales Interesse, dass die Entwicklung des gesamten Areals rasch vorangetrieben wird», sagt der Präsident des Verbandes, Kantonsrat Daniel Vetterli. Längerfristig sei die Nutzung der ursprünglich als Industriebaute konzipierten Liegenschaft kaum mehr sinnvoll. Vetterli: «Die Mischung mit Arbeitsplätzen, Wohnungen und öffentlichem Raum ist sehr attraktiv für uns.» Alleine könne man eine zukunftsfähige Entwicklung des Areals kaum umsetzen, ergänzt Emil Harder, im TMP-Vorstand für Liegenschaften zuständig. Nachdem sich die Genossenschaftsmitglieder schon 2022 positiv zum Vorhaben geäussert hätten, sei es nun auch für die TMP wichtig, die einmalige Ausgangslage gemeinsam und rasch zu nutzen. Die Abstimmung mit den Mietern der Gebäudeliegenschaften auf dem Areal und Anrainern verlaufe erfreulich, sagt Martin Köchli, Finanz- und Liegenschaftsverwalter bei der TMP: «Die Verzögerungen sind auch für unsere Mieter eine zusätzliche Belastung. Alle freuen sich auf die baldige erfolgreiche Realisierung, damit der Helvetiaplatz von der momentanen Brandruine rasch wieder zu einem würdigen Zentrumsgebiet wird.»
Jürg Pengler erläutert die städtebaulichen Überlegungen der Planung. Die Gewerbeeinheiten im Neubau erhalten laut Pengler auch Zugänge vom Boulevard aus. Insgesamt seien über 30 Wohnungen geplant. Eine Tiefgarage für die Wohnungen, die Arbeitsplätze und die Kundinnen und Kunden diene auch der Entlastung des öffentlichen Raums und der Bahnhofstrasse: «Eine Win-win-Situation – auch für die Anwohnerinnen und Anwohner, von denen wir bis auf die eine Einsprache nur positive Rückmeldungen erhalten haben.»
Helvetiaplatz aufwerten
Pengler betont zusätzlich die Aussenräume: «Mit dem Projekt wird der Helvetiaplatz aufgewertet. Zudem wird in der zweiten Reihe hinter dem Boulevard eine neue Raumqualität geschaffen, indem ein Innenhof geschaffen wird, der einerseits ein grüner Ort für das Quartier werden soll. Die Bepflanzung mit Hochstammbäumen und ein zentraler Brunnen laden zum Verweilen ein und bieten Spiel- und Ruhefläche. Andererseits können die flachen Stufen als Sitztreppe genutzt werden oder besonderen Anlässen als kleine Tribüne für Veranstaltungen dienen.»