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02.12.2024
01.12.2024 22:32 Uhr

Wenn aus Winter Wärme wird - Teil 2

Wenn aus Winter Wärme wird – ein Winterroman mit viel Liebe, Spannung und Drama.
Mit ihrem Winterroman ,,Wenn aus Winter Wärme wird " nimmt die Autorin Astrid Töpfner die Leser mit auf eine spannende Reise in die schneebedeckten Schweizer Berge. Tauchen Sie ein in die Winterstimmung mit viel Gefühl und Drama – mit dem Kreuzlingen24-Adventskalender.

20. November

Kati

November, das war der Monat, in dem sich der goldene Spätherbst mit dem silbrigen Frühwinter mischte, in dem Kürbisse als Farbtupfer im grauen Nebel mit ersten Weihnachtsdekorationen konkurrierten und in dem die kurzen Tage müder machten als die langen Nächte. Kati gähnte herzhaft und wuschelte sich mit der freien Hand durch die kurzen Haare, knetete die Lockentolle, die ihr in die Stirn fiel, aber durch die Feuchtigkeit ganz krisselig war. Der Pappbecher in ihrer anderen Hand wurde langsam gefährlich heiß, und während sie einen Schluck Kaffee schlürfte, dachte sie wieder daran, dass sie sich doch endlich einmal so einen Coffee-Mug-to-go kaufen sollte. Aber andererseits arbeitete sie doch höchstens zweimal die Woche nicht von zu Hause aus, sondern in der Stadtbibliothek, zu der sie jetzt auch unterwegs war, oder im Sommer auch mal in einem Café oder sogar im Park. Am schönsten war es immer in ihrer kleinen Wohnung, nur manchmal, da brauchte sie eben doch eine kleine Dosis Inspiration von außen. Wenn da nur nicht all diese Menschen wären! Die Geräusche, die Bewegungen, die Gerüche! Kati hielt die Luft an, als ein Bus, der nicht ihrer war, an der Haltestelle vorbeirauschte, und musste lachen, als sie einen Mann dabei beobachtete, wie er mit der Hand vor seiner Nase herumwedelte, um den Gestank zu vertreiben. Er musste sie bemerkt haben und verdrehte theatralisch die Augen. Gut sah er aus.

»Ab in den Urlaub?«, fragte sie und deutete auf seinen kleinen Koffer.
»Flugbegleiter«, antwortete er, und jetzt fiel Kati auch die Uniform auf, die halb unter seinem Mantel versteckt war.
Kokett legte sie den Kopf schief. »Und wo geht es hin?«
»London. Zweimal heute.«
»Klingt nicht sehr entspannend«, meinte Kati und lächelte.
Der Mann lächelte zurück und trat einen halben Schritt näher. Er roch auch gut. »Ist halt mein Job. Gibt Schlimmeres. Und du?«
»Grafikdesignerin. Gibt auch Schlimmeres.« Er hatte etwas zu eng stehende, aber dennoch charmant leuchtende braune Augen. Wenn sie sich wieder einmal begegnen sollten, würde sie zumindest nach seiner Nummer fragen. Aber jetzt kam ihr Bus.

Sie mochte die Stuttgarter Stadtbibliothek am Mailänderplatz. Es gab viele Kritiker, zu weiß, zu kalt, zu modern, aber sie mochte weiß. Und kalt. Vor allem mochte sie die Ruhe, die andächtige, die Seele beruhigende Ruhe, die hier herrschte. Jedes Mal, wenn sie das Gebäude betrat, dachte sie an die winterlichen Morgen, an denen man wusste, dass es nachts geschneit hatte, bevor man überhaupt die Vorhänge aufzog. Es war wie ein Haus aus frisch gefallenem Schnee, in dem jegliche Geräusche verschluckt wurden.

Wieder musste sie über sich selbst lachen, während sie die Treppe bis ins achte Obergeschoss hinaufstieg, wo die Ebene Kunst untergebracht war. Dort saß sie am liebsten, wenn sie an neuen Buchcover-Entwürfen ihrer Kunden bastelte. Rasch überflog sie ihren Maileingang: Eine ihrer Stammkundinnen brauchte wieder einmal ganz viel dringender als alle anderen ein Cover, weil sie – Überraschung – ihren Veröffentlichungstermin nach vorn geschoben hatte. Was sie jedes Mal tat, dachte Kati, und sie fragte sich, warum die Autorin ihre Termine nicht gleich von Anfang an besser einteilte. Sie würde in den nächsten Tagen ein paar Überstunden schieben müssen, denn die anderen Kunden sollten deswegen schließlich nicht länger auf ihre Vorschläge warten müssen. Ja, sie mochte ihre Arbeit, aber manchmal … Kati ließ den Blick über das weiße Interieur schweifen und saugte die gedämpfte Ruhe in sich auf. Manchmal würde sie gern ein wenig kürzertreten und etwas anderes machen.

Bevor sie sich endgültig in die Arbeit stürzte, schrieb sie noch eine Nachricht an Martha.

                        He Wildsau! Wie war dein Wochenende? Nix gehört?

Seit Martha verheiratet war, also seit ziemlich genau vier Jahren, gehörten die Wochenenden nur ihrem Benni. Und das, nachdem sie als beste Freundinnen die dreißig vorangehenden Jahre gefühlt jeden Samstag und jeden Sonntag gemeinsam verbracht hatten. Ein feiner Schmerz kratzte an Katis Herzen, sie wusste nicht, ob Bennis oder Marthas wegen, aber dann dachte sie an die warmen Augen des Flugbegleiters und daran, wie fantastisch unkompliziert es doch war, Single zu sein. Und wie, um sich das selbst zu bestätigen, schickte sie dem jungen Mann, der unweit von ihr stand und in einem Bildband blätterte, ein strahlendes Lächeln, das er wie automatisch erwiderte, als er den Blick hob. Es gab doch nichts Schöneres, als völlig ungezwungen flirten zu können! Solange man sich dabei an die Regeln hielt, musste sich Kati in Erinnerung rufen, solange man sich dabei an die Regeln hielt. Tief atmete sie ein und wieder aus, um die Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben, und öffnete endlich das Programm, um ihren Arbeitstag zu starten.

Wenn aus Winter Wärme wird

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Astrid Töpfner

Astrid Töpfner wurde 1978 in der Schweiz geboren und wohnt sie seit 2005 mit ihrem Mann und den zwei Söhnen in Spanien. In ihren Geschichten spielen oft Familien und deren tief verwurzelte Konflikte eine grosse Rolle; wie unterschiedlich Personen mit Themen wie Liebe, Verlust, Eifersucht oder Schuldgefühlen umgehen. Es sind keine klassischen Liebesromane, aber dennoch spielt die Liebe immer mit - denn ganz ehrlich: Was wären wir schon ohne?

www.astrid-topfner.com / www.instagram.com/astrid_topfner

Astrid Töpfner