Zartes Grün umschmeichelt die frisch sanierte Fassade der Gebäude im Kehlhof-Areal in der Säntisstrasse 1 / Bodanstrasse 19 in Kreuzlingen. Dabei sah es vor knapp einem Jahr bei weitem noch nicht so aus.
2024 wurde das Jahr einer ereignisreichen, baulichen Veränderung auf dem gesamten Gelände. Die Liegenschaft wurde einer anspruchsvollen Generalsanierung unterzogen. Beide Gebäudeteile sind nun von den verschiedenen, unnötigen Ein- und Aufbauten befreit. Dadurch konnte den wertvollen und schützenswerten baulichen Strukturen wieder Vorrang eingeräumt werden.
Umdenken in der heutigen Zeit
Dieser Prozess ermöglichte eine bewusste und respektvolle Auseinandersetzung in der Umsetzung, welche zukunftsorientierte Lösungen beinhalten sollte. Dem Anspruch gerecht zu werden, war oftmals herausfordernd – was das Projekt nicht weniger spannend machte. So galt es, energetische Themen und Massnahmen, statische Ertüchtigungen sowie neue Brandschutzmassnahmen konsequent anzugehen, was in einer Wohn- und vielschichtigen Gewerbeliegenschaft äusserst anspruchsvoll ist, diese zielorientiert umzusetzen.
All die baulichen Herausforderungen waren nicht nur eine optische Weiterentwicklung, sondern auch eine Art Transformation, ein Umdenken in zukünftige Nutzungsmöglichkeiten. Es ist ein Ort, wo Vielfalt und Austausch gelebt und erlebt wird. Das Gelände beherbergt neben einer Schule auch eine Praxis für Komplementärtherapie, ein Architekturbüro, ein Kunstatelier, eine Brocki sowie drei Wohneinheiten.
Das soziale Miteinander und Zusammenleben sind prägend für das Areal. Nicht nur die Nutzungsvielfalt ist ein wesentlicher Bestandteil, sondern auch der Umgang mit dem Aspekt Nachhaltigkeit, in Verbindung mit ökologischer Sensibilität. So wurde bewusst auf eine versiegelte Aussenfläche auf dem ehemals baumlosen Grundstück verzichtet. Baumbestand und diverse Begrünungen gehören fortan zum wesentlichen Bestandteil der Architektur.
Kreuzlinger Textilindustrie
Die ursprüngliche Liegenschaft ist ein Zeitzeuge der Kreuzlinger Textilindustrie und zählt zu den erhaltenswerten Bauten des Ortes. Der ausdrucksstarke Riegelbau mit den Schichtsteinen – welche mit grosser Wahrscheinlichkeit aus der Emmishofer Ziegelei stammen – musste aufwändig saniert werden. Es wurden mehrere Farbschichten von der Sichtsteinoberfläche entfernt, so dass die ursprünglichen Farbschattierungen heute wieder gut erkennbar sind.
Unzulänglichkeiten und sichtbare Alterungsprozess wurden bewusst belassen und untermalen nun den Charakter des Gebäudes. Damit erfolgte eine sanfte Restaurierung der Aussenstruktur, welche sich gut in seine Umgebung eingliedert.
Das Büro elisabeth städler – architektur innen & aussen aus Kreuzlingen war federführend sowohl in der architektonischen Umsetzung als auch in der baulichen Leitung. In Zusammenarbeit mit ausgewiesenen Fachplanern konnte das Projekt gemeinsam erfolgreich abgeschlossen werden. All der Mut, die vielen aufwändige Arbeitsprozesse aller Beteiligten und auch der rege Austausch haben dieses Projekt bereichernd und einzigartig gemacht. Dieser Esprit ist von innen und aussen spürbar und bleibt hoffentlich auch für zukünftige Generationen bestehen.