Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Fussball
22.06.2025
23.06.2025 05:48 Uhr

«Ich habe den Anspruch, schönen Fussball zu spielen»

Roger Keller (links) wurde vor einem Jahr zum Ehrenmitglied FCK ernannt, flankiert vom damaligen Präsidenten Daniel Geisselhardt und Sportmanager Kürsat Ortancioglu. Bild: Manuela Olgiati
Seit über 30 Jahren bildet Roger Keller Fussballtrainer aus. Seit sechs Jahren ist der Leiter Sport im Vorstand des Aufsteigers FC Kreuzlingen und Ehrenmitglied. In den vergangenen Monaten war er in der Hauptsache die rechte Hand von Sportmanager und Trainer Kürsat Ortancioglu. Gemeinsam erreichte die Mannschaft einen wichtigen Meilenstein in der Fussballgeschichte von Kreuzlingen.

«Ich bin sehr dankbar», sagt Roger Keller. Zwei Wochen ist es her seit dem legendären Aufstiegsspiel des FC Kreuzlingen in die Promotion League. Es war ein historisches Spiel, seit 1936 hat der FCK nicht mehr vergleichbare Erfolge gefeiert. Ganz vorne an der Tabellenspitze zu spielen, verlangt viel ab von der 1. Liga Gruppe 3. Es brauche den gesunden Realismus und Menschenverstand, sagt Keller, der im Beruf als Coach und Unternehmensberater arbeitet. Mit einer soliden Basis «kann ich mehr erwarten.» Eine Geschichte mit Fortsetzung. Roger Keller hat eine wichtige Position im Verein inne, er ist eine tragende Stütze von unten nach oben.

Starkes Team auch hinter den Kulissen

«Die Mannschaft hat einen super Job gemacht», ergänzt er. Natürlich zählen die Teamleistungen im 120-jährigen Verein. Sonst hätten sie es nicht so weit gebracht. Es brauche die starken Männer im Hintergrund, Trainer, Sportchefs, Helfer und ja, natürlich die Sponsoren. Das finanzielle Polster sei eng gesteckt, weiss Roger Keller vom Amateur Fussballverein. Der Vorstand des FCK sei neu, sagt er und müsse sich in neuen Rollen noch erst zurechtfinden. Als Meisterleistung bezeichnet Keller die Arbeit von Daniel Geisselhardt, es sei Wertschätzung für den langjährigen Präsidenten des FCK. Geisselhardt trat im Sommer 2024 nach 16 Jahren zurück und gab seine Funktion an den neuen Präsidenten, Bujar Emini weiter.

Roger Keller erinnert sich, dass Präsident Daniel Geisselhardt damals im Jahr 2008, kaum zwei Tage im Amt, einen Konkurs des FC Kreuzlingen abwenden musste. Das gelang, doch es sei ein Kraftakt für den gesamten Verein gewesen. Der FCK arbeitet seither mit kleinem Budget. Das muss reichen. Keller mag es nicht, über Geld zu sprechen, viel lieber spricht er über «männlichen» Fussball. Auch die Mannschaft interessiere sich mehr für sportliche Ziele, die Kameradschaft untereinander. Im FCK sind ambitionierte Spieler am Ball, wie die Namenliste zeigt.

 

«Ich bin da, um Sachen zu lösen.»
Roger Keller, Leiter Sport FC Kreuzlingen
  • Bild: Erich Seeger
    1 / 2
  • Bild: Manuela Olgiati
    2 / 2

Weit übers Limit gegangen

Im FC Kreuzlingen läufts grad rund. Die erste Mannschaft ist auf der Siegerseite, bildet eine Einheit, der Zusammenhalt steht im Zentrum. Das sollten Zuschauer an den Ergebnissen erkennen. Roger Keller weiss: «Die Mannschaft hat viel gegeben und ist über das Limit hinaus gegangen.» Keller spricht auch von Verletzungen, die im alles entscheidenden Spiel zu überwinden waren. Das sehe der Zuschauer nie. Und jetzt, ein noch höheres Niveau zu spielen, setze der Mannschaft ein Krönchen auf.

Drei Trainings pro Woche 

In der Promotion League zu spielen, sei für ihn «schöner und gepflegter Fussball», sagt Roger Keller. Der Druck im Vergleich zu Profimannschaften im Fussball sei nicht derselbe. Zudem lobt er die Leistungen von Trainer und Sportmanager Kürsat Ortancioglu, einer wie er sagt, fähigen und starken Führungsperson. Dass die beiden kollegial harmonieren, bemerkt, wer die Spiele beobachtet. Sportmanager und der Leiter Sport unterhalten sich über Technisches, geben auch mal kritische Anmerkungen. Das erträgt es alles. Sie verstehen sich auch privat gut. Roger Keller sagt: «Es sind Freundschaften entstanden.» Und wenn man in die Zukunft schaut, ab 24. Juni geht es nach der Saisonpause wieder los mit den Trainings. Was kommt als Nächstes? In der Promotion League trainiert die Mannschaft nicht mehr als üblich, das sind drei Trainingsabende pro Woche. «Schliesslich hat jeder Spieler auch einen Beruf.»

Fussballspielen bezeichnet Roger Keller als pure Lebensfreude, über Fussball lasse sich fachsimpeln und diskutieren, am besten in Fachkreisen. Von Kommentaren von Zuschauern hält Keller nicht viel. Er in seiner Funktion ist verantwortlich, um «Sachen zu lösen», sagt er. Und das kann Keller, der Mann im Hintergrund perfekt. Er sei da, wenn man ihn brauche. Fussball steht für ihn für Männlichkeit, für das Maskuline, für Wertschätzung und auch für die Würde der Menschen innerhalb «unserer Lebenszeit».

Manuela Olgiati