"Wir haben uns im vergangenen Jahr entschieden, einen aussergewöhnlichen Weg zu gehen und entwickelten mit einer grossen Anzahl von Menschen das Bild einer gemeinsam gewünschten Zukunft", sagt Marcel Heuberger, Gesamtleiter der Stiftung Mansio in Münsterlingen. 40 interne Mitarbeitenden und 24 Gäste kamen im Oktober 2021 für knapp drei Tage zusammen. Und obwohl die gewählte Methodik namens „Zukunftskonferenz“ inzwischen seit 30 Jahren rund um die Welt eingesetzt wird, ist es immer noch ein Novum, dass Organisationen auf diese Weise das Entwickeln strategischer Ziele angehen.
Grundstein gelegt
«Im Frühjahr 2014 hat die Schweiz die UNO-Behindertenrechtskonvention ratifiziert und in Kraft gesetzt. Dies hat schweizweit im Bereich der Einrichtungen, welche Dienstleistungen für Menschen mit Beeinträchtigung anbieten, ein Um- oder Neudenken bezüglich der Angebotsplanung und -umsetzung ausgelöst», sagt Heike Wienholt, die Leiterin Agogik und Arbeit. Berechtigte Forderungen von Behindertenverbänden, die Rechte der Klienten und Klientinnen und deren Partizipation und Selbstbestimmung mehr denn je in den Vordergrund zu rücken, wurden nun sichtbar und erhört. Mansio hat sich im Oktober vergangenen Jahres entschieden, diesen Weg zusammen mit Fach- und Werkstattmitarbeitenden sowie Klienten und Klientinnen und externen Anspruchsgruppen im Rahmen einer Zukunftskonferenz weiter zu gehen. Ziel war es, eine Vision zu erarbeiten, wie sich Mansio zukünftig entwickeln soll.
Alle tragen die Idee mit
Die Mansio hat diesen Schritt gewagt und nimmt daraus wegweisende Initiativen für ihre Zukunft mit. Grosse Ziele sind nicht viel wert, wenn sie nicht von vielen mitgetragen werden. Genau das aber war der Leitung von Mansio wichtig: viele zu beteiligen, das Gedankenpotenzial und die Ideen vieler zu nutzen, viele zu aktivieren und brachliegende Energien freizusetzen. Und das geht am besten, wenn man eine grosse Gruppe in einen Raum holt und über hierarchische und funktionale Grenzen hinweg eine Zukunft entwerfen lässt, die alle begeistert. Auch externe Gäste einzuladen war ein mutiger Schritt. Teilgenommen haben Vertreter all derer, die ein Interesse am Wirken der Mansio haben: der Kanton, Gemeinden, Angehörige, Zuweiser und andere mehr. So haben viele verschiedene Blickwinkel das Bild der Realität und die Vision für die Zukunft bereichert. Das kollektive und kreative Denken hat erfreuliche Ergebnisse geschaffen.
Eine dreitätige Reise
Michael Stalder, der Leiter Finanzen und Administration sagt rückblickend: «Der erste Tag war dem Thema „Was macht die Mansio stark“ gewidmet. Ein weiterer Schritt waren die Rückmeldungen zu den Themen „Erfolgsfaktoren“ und die daraus entstandenen positiven Erlebnisse, welche die Teilnehmenden herausarbeiteten.» Angeleitet waren die Teilnehmenden von Fachexperten Matthias zur Bonsen und Guy Pernet. Im Anschluss wurden die Themen durch Vergabe von Punkten durch die Teilnehmenden gewichtet. Am Ende erfolgte ein Clustering der wichtigsten Themenbereiche, die für die Zukunft bearbeitet werden sollen. Am zweiten Tag erfolgte der Blick in die Gegenwart und Entwicklungen im Umfeld von Mansio wurden auf Basis der Erkenntnisse vom ersten Tag in Angriff genommen. Der nächste Markstein erfolgte mit dem Thema „Stolz und Bedauern“ mit den anschliessenden Gemeinsamkeiten, welche inhaltlich nochmals eine Verdichtung darstellten. Guy Pernet initiierte diese nächste Phase, welche von allen Teilnehmenden mit Esprit angegangen wurde.
Jobcoach setzt früh an
Der nächste Schritt, die Zukunft von Mansio wurde entworfen: "Vieles hat sich zum Positiven entwickelt, es ist eine positive Zukunft entstanden," – so der Auftrag der Moderationsleitung an die Teilnehmenden. Der Tag drei hatte es in sich, es wurden acht Handlungsfelder zur Zukunft der Mansio formuliert und präsentiert. Dies sind im Folgenden: Wohnungsangebote, Mitsprache, Vernetzung, Jobcoach, Peer, Klientenzentriert, Digitalisierung, Kita und Arbeitsbedingungen. Für alle acht Themen wurden relevante Massnahmen für die nächsten Jahre definiert.
„Die Teilnehmenden äusserten sich allesamt begeistert mit dem Erreichten und sind gespannt auf die Umsetzung“, sagt der Münsterlinger Gemeindepräsident René Walther, in der Funktion als Präsident des Stiftungsrates Mansio. Auch Heuberger sagt: "Die drei Tage der Zukunftskonferenz waren beseelt von einem entspannten, inspirierenden und einem kollektiven Zusammensein, in welchem kreative Arbeit geleistet wurde." Die Tage seien getragen gewesen von einer positiven Stimmung und einer kollegialen Atmosphäre. Das Setting moderierten Guy Pernet und Matthias zur Bonsen wohldosiert.