Das war extrem knapp und am Ende sogar etwas glücklich für den Ligakrösus und Europacup-erfahrenen Meister aus der Munotstadt, bei dem gleich fünf Spieler im Aufgebot für das EM-Vorbereitungsturnier in Tunesien stehen. Am Ende benötigte der ungeschlagene Meisterschaftsleader die Wurfkraft seines routinierten Weltklassespielers Joan Cañellas (Europameister 2018/19 sowie WM-Dritter 2023 mit Spanien) und des 58-fachen Schweizer Nationalspielers Luka Maros, um den Aussenseiter aus dem Thurgau doch noch standesgemäss in die Knie zwingen zu können.
Das Team HSC Kreuzlingen von Cheftrainer Heiko Grimm kämpfte gegen den Ligakrösus leidenschaftlich, muss sich aber den leisen Vorwurf gefallen lassen, in der «Crunchtime» wieder zu fehlerhaft gewesen zu sein. Schmerzhaft war insbesondere die verpasste Chance von Kreisläufer Karlo Ladan, der beim Stand von 21:21 zweineinhalb Minuten vor Schluss freistehend am österreichischen Nationalkeeper Kristian Pilipovic scheiterte. Er hätte mit dem Führungstreffer den Druck auf den Meister mächtig erhöhen können. Am Ende musste der Underdog zwar als Verlierer vom Feld, durfte dies aber erhobenen Hauptes tun. Diese Performance – vor allem auch in der Defensive - sollte den Kreuzlingern durchaus Mut machen für die nächsten Aufgaben. Denn sie zeigt auf, was mit maximaler Einsatzbereitschaft und Teamgeist möglich ist. Anerkennung gab es auch vom Gegner, der die bisherigen Duelle in der höchsten Spielklasse gegen den Aussenseiter vom Bodensee jeweils sehr deutlich gewonnen hatte, am Samstag aber erstmals bis zum Schluss hart gefordert wurde.
Meister in Rücklage
Die Kreuzlinger begannen gegen den haushohen Favoriten beeindruckend und überraschten wohl die meisten der über 500 Zuschauer in der Egelseehalle. Sie schienen die nicht zwingende 28:30-Niederlage beim Tabellendritten Zürich am Mittwoch gut weggesteckt zu haben. Nach einer Viertelstunde führten die Thurgauer überraschend mit 8:4 dank drei Treffern von Topscorer Drenit Tahirukaj und bereits vier Paraden des etwas überraschend von Beginn weg eingesetzten Torhüter Haris Berisha. Diese Rochade machte sich bezahlt, denn Berisha zeigte seine bislang beste Saisonleistung und erreichte am Ende eine hohe Abwehrquote von 37 Prozent. Ein erstes Time-out von Kadetten-Trainer Hrvoje Horvat war die Konsequenz. Der Kroate brachte sein Team mit diesem taktischen Manöver wieder auf Kurs. Allerdings trugen die im Angriff nun etwas zu zaghaft wirkenden Kreuzlinger ihren Teil dazu bei, dass der Meister das Blatt mit sechs Treffern in Serie wenden konnte. Dem HSCK gelang in der zweiten Viertelstunde der ersten Halbzeit nur noch ein Treffer, was auch mit der disziplinierten Schaffhauser Abwehrarbeit zu tun hatte, aber nicht nur. Zumindest blieb der HSCK bis zum Halbzeitpfiff mit dem 9:10-Zwischenstand auf Schlagdistanz.
Nie aufgesteckt
Die nächsten Nackenschläge steckten die Kreuzlinger ebenfalls erstaunlich souverän weg. Zuerst scheiterte Topscorer Drenit Tahirukaj, der sehr treffsicher begann, dann aber stark abbaute, mit seinem zu wenig platzierten Penalty an Keeper Pilipovic, und dann verfehlte Kreisläufer Thomas Rink aus guter Position das Tor. Wenig später führte der Meister mit drei Toren (11:14). Für die Schlussphase wechselte HSCK-Trainer Grimm dann anstelle seines Topscorers (acht Fehlwürfe in Serie) dessen Backup Alexander Leindl ein und brachte Bruno Kozina für Valon Dedaj. Diese Wechsel verliehen der HSCK-Offensive nochmals Schwung. Die Kreuzlinger bewiesen eine tolle Moral und schafften durch den dritten Treffer von Leindl und eines erfolgreichen Unterarmwurfs des zurückgekehrten Dedaj in der 57. Minute den umjubelten 21:21-Ausgleich. Der Meister wankte, fiel schlussendlich aber doch nicht, weil er Ruhe bewahrte und in den letzten 100 Sekunden noch zweimal traf.
Zurück zum Wochenrhythmus
Für den HSC Kreuzlingen geht es am nächsten Samstag mit dem Gastspiel beim Titelanwärter HC Kriens-Luzern (wieder mit Andy Schmid) weiter. Am Samstag, 21. Oktober, 18.00 Uhr, folgt dann das wegweisende Heimspiel gegen Chênois Genf, dann erstmals mit dem neuen Cheftrainer Ralf Bader an der Linie. Spätestens gegen den besser in die Saison gestarteten Aufsteiger aus der Calvinstadt will der HSCK auf die Siegerstrasse zurückkehren.
HSC Kreuzlingen – Kadetten Schaffhausen 21:23 (9:10)
SH Egelsee. – 520 Zuschauer. – Sr. Häner/Maurer.
Strafen: 4-mal 2 Minuten gegen Kreuzlingen, 2-mal 2 Minuten gegen Schaffhausen.
Kreuzlingen: Berisha (1.-60./13 Paraden, davon 1 Penalty), Wieser (nicht eingesetzt); Gonschor (1), Leindl (3), Dedaj (4), Zeltner, Heim, Drenit Tahirukaj (2), Kun, Ramosaj, Brezina, Rink (1), Ladan (2), Mirdita (4), Kozina (1), Drilon Tahirukaj (3).
Schaffhausen: Pilipovic (1.-60./9 Paraden, davon 1 Penalty); Meyer (nicht eingesetzt); M. Ben Romdhane, Matzken (1), Rikhardsson (5/3), Cañellas (2), Hrachovec, Schopper (3), S. Ben Romdhane, Lier (2), Brücker (2), Pietrasik, Markovic, Maros (5), Obranovic (2), Herburger (1).
Bemerkungen: Kreuzlingen komplett, Schaffhausen ohne Bartok (verletzt). - Penaltystatistik: Kreuzlingen 0 von 1, Schaffhausen 3 von 4. – Raiffeisen-Best-Player-Wahl: Berisha (K) und Pillipovic (K).