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Kanton
18.09.2025

Archäologische Untersuchungen bei der Burgruine Tannegg

Angehende Archäologinnen und Archäologen bei der Freilegung des Burgturms. Bild: Amt für Archäologie Thurgau
Eine Gruppe Studierender der Mittelalterarchäologie der Universität Zürich hat in Zusammenarbeit mit dem Amt für Archäologie Thurgau die Burgruine Tannegg bei Fischingen untersucht. Die Grabungsschnitte brachten nebst Einsichten in die Konstruktion des Wehrturms auch neue Erkenntnisse zur Nutzung des umliegenden Burggeländes zu Tage. Eine öffentliche Führung liess auch die Bevölkerung die örtliche Geschichte erleben.

Der Bau der Burg Tannegg oberhalb von Dussnang erfolgte im 13. Jahrhundert, vermutlich als Herrschaftssitz des Amts Tannegg, durch Bischof Heinrich I. von Tanne. Historischen Überlieferungen zufolge ging die Burg kurze Zeit später an die Toggenburger über. Um 1407 zerstörten die Appenzeller die Anlage. Daraufhin erfolgte ein Wiederaufbau. Ab 1837 wurde die Burg geschliffen und als Steinbruch verwendet. Heute liegt die Ruine am Wanderweg zwischen Dussnang und Niederwies. Die letzten dokumentierten Untersuchungen fanden in den 1990er-Jahren im Zuge von Sanierungsarbeiten statt. Wissenschaftlichen Fragen wurde damals nicht nachgegangen.

Somit handelte es sich bei der einwöchigen Untersuchung durch die Studierenden um die erste archäologische Grabung auf der Anlage, was einen bedeutenden Erkenntnisgewinn versprach. Wurde die Tannegg wirklich gewaltsam zerstört? Wie bewerkstelligte man den Bau an der prekären Spornlage? Gab es noch weitere Gebäude auf dem Gelände? Diese und weitere Fragen sollten durch die studentische Ausgrabung geklärt werden.

Archäologen suchten nach weiteren Gebäuden

Zuerst legten die Studierenden unter der wissenschaftlichen Leitung von Iris Hutter händisch zwei kleine Grabungsschnitte an. Zum einen wurde die Nordmauer des Wehrturms freigelegt, zum anderen prüfte man etwas abseits der Turmmauern das Vorhandensein möglicher weiterer Gebäude. Beide Sondagen lieferten neue Erkenntnisse: einerseits über die Konstruktionsweise der Turmmauer und diverse mittelalterliche Scherben und Tierknochen aus dem Innern des Turms, anderseits deuten Reste eines Mörtelbodens und brandgerötete Mauersteine auf das Vorhandensein eines weiteren – bislang unbekannten – Gebäudes westlich des Turms. Bei diesem Bauwerk wurden sämtliche Mauern abgetragen, sodass sie heute obertägig nicht mehr sichtbar sind. 

Bei einer öffentlichen Führung erhielten Interessierte einen Einblick in die Arbeitswelt der Archäologen und Archäologinnen und erfuhren Neues zur Burgruine. Trotz des strömenden Regens wurde dabei im Austausch mit den Studierenden interessiert zugehört, angeschaut, gezeigt und erzählt. Am Schluss wurden schliesslich beide Grabungsschnitte wieder zugeschüttet und die Absperrungen entfernt, so dass das gesamte Gelände wieder öffentlich begehbar ist.

Vom Schaufeln bis zum Ausmessen und Dokumentieren leisteten die Studierenden alles selbst. Die technische Unterstützung und die Qualitätssicherung erfolgte durch die Archäologin Judith Kirchhofer vom Amt für Archäologie des Kantons Thurgau. Die Grabung wurde für die Studierenden durch neue Erfahrungen in der Feldarbeit ein voller Erfolg und lieferte neue Erkenntnisse zu dieser wichtigen Thurgauer Burgstelle.

Redaktion K24